ANGELA GLAJCAR

IM GESPRÄCH MIT GERDA RIDLER

Angela-G_Vorschau.jpg© Jürgen T. Sturany, Wien

Die deutsche Künstlerin Angela Glajcar (*1970) entwickelte für das Erdgeschoss der Landesgalerie Niederösterreich eine raumgreifende Installation aus Papier und Glasgewebe. Angela Glajcar wurde in Mainz geboren, hat an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg bei Tim Scott studiert und arbeitet fast ausschließlich mit Papier. Vor Ausstellungseröffnung trafen sich Gerda Ridler und die Künstlerin auf ein Gespräch:

Gerda Ridler (GR): Woher kommt deine Faszination für das Papier und was ist für dich das Besondere an diesem Werkstoff?

Angela Glajcar (AG): Papier eröffnet mir alle gestalterischen Möglichkeiten, die ich brauche, und ich bin flexibel. Selbst monumentale Arbeiten können aus vielen Einzelteilen gebaut werden. Ein Blatt Papier allein kann ich mit den Händen reißen, doch in der Menge gewinnt das Material an kraftvoller Präsenz. Diese Herangehensweise schafft für mich die Möglichkeit, direkt vor Ort und für den Ort zu arbeiten.

GR: Wie hast du dich dem lichtdurchfluteten Ausstellungsraum in der Landesgalerie Niederösterreich angenähert?

AG: Für mich ist der Raum im Erdgeschoss eine tolle Einladung, denn er bietet alles, was ich mag: Die Verbindung zwischen innen und außen, sodass die Arbeit zu allen Tageszeiten auch von der Straße gesehen werden kann, eine eigenwillige Architektur und viel Luftraum. Natürlich hatte ich Respekt vor der Herausforderung, den Raum auf meine Art zu erobern. Aber es überwog von Anfang an die Lust, die spezifische Dynamik des Raums aufzunehmen und mit den geschwungenen Fenstern und den schrägen Wänden in Verbindung zu treten.

GR: Wie planst du deine monumentalen Installationen?

AG: Zunächst besuche ich den Raum und gehe ihn ab. Es gibt in meiner Art, einen Raum zu erfassen und zu bespielen, innere Verbindungslinien zum Tanz. Durch das Abgehen von Laufwegen und Erfassen von Perspektiven erarbeite ich innerlich so etwas wie eine Choreografie. Wenn ich zurück im Atelier bin, erstelle ich ein 3D-Modell auf dem Computer und vergegenwärtige mir die Raumsituation noch einmal genauer und in Teilen vielleicht wie ein Architekt. In meinem Kopf ist die Skulptur dann schon fühlbar. Die Idee muss ich aber nach außen zeigen können, denn viele Menschen müssen eingebunden werden. Die Simulation brauche ich auch, um die Trägerkonstruktion zu planen. Danach geht es ans Reißen und Schneiden.

GR: Erstmals hast du Papier und Glasgewebe in einer Installation kombiniert. Wie unterscheiden sich diese beiden Materialien? 

AG: Papier wird gerissen, das ist ein eher roher Arbeitsprozess. Beim Reißen wird die Struktur des Materials freigelegt und die gerissenen Kanten sind mal fedrig und mal schroff. Das Glasgewebe ist eher stoffartig. Es ist weich und legt sich in Wellen. Mit einer feinen Schere schneide ich Faden für Faden durch und ziehe danach einzelne Fäden heraus. Beide Materialien verbindet ihre Leichtigkeit und auch das Reflektieren des Lichts. Dieses direkte Miteinander im Raum finde ich besonders spannend und bei der großen Arbeit hier in Krems habe ich mich getraut, die beiden Sichtweisen zu verbinden.

GR: Willst du mit dem Titel „Traumfänger“ die Assoziationen des Publikums in eine bestimmte Richtung lenken?

AG: Durch den Titel „Traumfänger“ lade ich ein, einen bestimmten Aspekt, den ich selbst im Kopf hatte, zu akzentuieren. Ich hoffe, dass Besucher:innen in der Erfahrung der Installation in inneren Landschaften spazieren gehen und mit ihren Träumen und Sehnsüchten in Verbindung treten können.

GR: Gibt es einen Wunsch, wie die Besucher:innen deiner Arbeit begegnen sollen? 

AG: Ich hoffe darauf, dass die Besucher:innen die Installation erleben können wie eine schöne Wanderung in der Gegend um das Museum herum. Die Sitzgelegenheiten sind mir wichtig, sodass man sich Zeit zum bequemen Verweilen nehmen kann. Genauso wie man im Traum vieles auf einmal denken und fühlen kann, soll das Erlebnis der Installation sein.

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