Kolumne 01/15

Jaqueline
Scheiber

Kolumne JS 01
01

Betrachtung in eigener Sache

In Anbetracht der Tatsachen werden wir von jeher, dank unserer Sinne, unserer Sehnsucht nach dem Schönen, der Art und Weise, wie wir unsere Umwelt anordnen und uns darin bewegen, darauf vorbereitet, ein Leben der Darstellung zu widmen. Das Selbst, das Unverkennbare, schließt sich ohne jede Maske aus. Wir sind ein Entwurf bis wir durch ein Bewusstsein Ebenen erschaffen, um darauf eine Erscheinung zu kreieren, die unserer Vorstellung gerecht wird.

Im Laufe der Zeit, innerhalb der menschlichen Entwicklung, haben wir an Möglichkeiten der Darstellung dazugewonnen. Das beginnt bei der Mode, vorbei an der gesellschaftlichen Öffnung von diversen Strömungen, bis hin zur digitalen Persönlichkeit. Die Intensität des eigenen Selbstkonzeptes ist dabei verschieden stark ausgeprägt und schließlich in der Kunst und Kultur angelangt eine Form sich zu verständigen.

Die Konzepte der Selbstdarstellung oder des sogenannten impression management wurden von dem Soziologen Erving Goffman (1955) in der Wissenschaft benannt. Seine Theorie der sozialen Interaktion beschreibt das Leben in einer dramaturgischen Metapher, dabei ist unser Sozialverhalten mit einem Schauspiel zu vergleichen. Im Theaterstück serviert der Schauspieler dem gegenüber ausgewählte Aspekte des Selbst, oder eben dessen Rolle. Dies spiegelt sich in den Beobachtungen zur Inszenierung im gesellschaftlichen Austausch wieder. Durch die Möglichkeit unser Erscheinungsbild als relevantes Stilmittel zu begreifen und in weiterer Form Methoden zu finden, es nach belieben abzuwandeln, erstreckt sich ein breites Repertoire an vielfältigen Selbstkonzepten.

Je nach Kontext ist die Darstellung der eigenen Person eine temporäre oder langfristige Entscheidung. Sie bietet Fläche für Urteil, Kategorisierung und Einordnung. Wenn man so möchte, besteht in ihr die Notwendigkeit, die eigens erschaffene Idee des Selbst unmissverständlich zu vermitteln. Für die persönliche Integrität ist es bedeutend, eine stabile und wiederkehrende Form der Inszenierung zu finden, die sich bei voranschreitender Ausübung nur kaum noch von Charakter und Gewohnheit unterscheiden lässt.

In der Auseinandersetzung mit diesem Thema und der eigenen Erhöhung in verschiedenen Stilmitteln wird deutlich, dass die Darstellung des Selbst eng verbunden mit der gesellschaftlichen (Wunsch‐) Stellung ist, die Frage nach Reflexion unumgänglich bleibt und die Art und Weise, welche Inszenierungen wir wählen, letztlich einen Teil unseres Charakters veräußerlicht, der für unser Gegenüber sichtbar wird.

- Scheiber Jaqueline

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  • Jaqueline Scheiber

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